Kolumbien: Der Frieden liegt auf der Intensivstation

  • Datum
  • Referent_innenRoviro López Rivera Mitglied des Internen Rates der Friedensgemeinde San José de Apartadó

Kolumbien: Der Frieden liegt auf der Intensivstation

2016 hat der damalige Präsident Santos mit der größten Guerilla-Organisation, den FARC, ein Friedensabkommen geschlossen. Die seit etwa fünfzig Jahren dauernden Kämpfe sollten aufhören, die Guerilleros eingegliedert und das Land, das Kleinbauern geraubt worden war, an die alten Eigentümer zurückgegeben werden. Auch nach inzwischen neun Jahren ist dieser Prozess nur ansatzweise umgesetzt worden.

Teile der FARC haben sich dem Abkommen nicht angeschlossen; eine zweite Rebellenbewegung, das ELN, führt seit dieser Zeit ebenfalls Verhandlungen mit der Regierung. Diese werden jedoch immer wieder durch bewaffnete Auseinandersetzungen unterbrochen. Schlimmer noch, durch die Befriedung der FARC haben paramilitärische Kräfte, an deren Spitze der Clan de Golfo mehr an Kontrolle über das Land bekommen. Sie arbeiten partiell mit dem regulären Militär zusammen. Sie sind involviert in vielfache kriminelle Aktivitäten, vor allem in den Drogenhandel.

Darunter haben die Menschen im Lande zu leiden. Die Friedensgemeinde San José de Apartadó im Norden des Landes hat es sich 1997 zum Grundsatz gemacht, sich nicht in diese Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen. Trotzdem leidet sie bis heute unter der Gewalt der paramilitärischen Kräfte bis hin zu Ermordungen. Auch noch im vergangenen Jahr sind zwei Mitglieder der Gemeinde ermordet worden. Insgesamt beklagt die Gemeinde seit ihrer Gründung mehr als 250 Todesopfer.

Im Jahre 2007 ist die Gemeinde mit dem Aachener Friedenspreis geehrt worden.

Unter der gegenwärtigen Regierung von Präsident Petro hat die Gemeinde eine Aufwertung erfahren. Der Staat müsse alle mit seiner Duldung begangenen Gräueltaten bekennen und die Opfer ehren. Dennoch hält die Bedrohung durch die Paramilitärs, die in weiten Teilen des Landes wie ein Staat im Staate agieren, weiterhin an.

José Roviro López Rivera, Mitglied des Internen Rates der Friedensgemeinde berichtet über deren Situation und ihre aktuellen Probleme.

Montag 3. Nov. 2025, 19 Uhr, in der  Kath. Hochschulgemeinde, Pontstraße, Aachen             

V.i.d.P. Amnesty International, Bezirk Aachen, Wolfgang Cornely, Oberfeld 14, 52224 Stolberg